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Meereis in der Arktis – neuer Minusrekord

Die Meereisausbreitung in der Arktis ist im vergangenen Winter hinter dem Vorjahreswert und dem langjährigen Mittelwert zurückgeblieben. Damit ist die Tendenz sowohl für die Sommer- als auch die Wintereisfläche anhaltend negativ. Eine Entwicklung mit Folgen.
Zum aktuellen Minusrekord haben ungewöhnlich hohe Wintertemperaturen beigetragen.

Meereis in der Arktis – neuer Minusrekord
Meereis in der Arktis – neuer Minusrekord

Die Temperaturen sind nach wie vor hoch. In Westgrönland kletterten die Thermometer Mitte April verbreitet bereits auf über +10 Grad Celsius, vereinzelt sogar schon auf +17 Grad Celsius. Über zehn Prozent der grönländischen Inlandeisfläche zeigen bereits Schmelzprozesse. Das ist rund drei Wochen früher als in den vergangenen Jahren.
Der Zustand des Meereises in der Arktis ist wie ein Indikator für die bevorstehende Klimaentwicklung. Bereits jetzt haben sich die atmosphärischen Strömungsverhältnisse in der Arktis verändert, was sich unmittelbar auf die Wetterabläufe der angrenzenden Breiten auswirkt. Ein Beispiel ist das Einströmen von Polarluft nach Kanada, jetzt im April.
Die gegen Ende März gemessene Ausbreitung von 14,52 Mio. km² Meereis in der Arktis ist die kleinste, seit vor 35 Jahren mit genauen satellitengestützten Datenerhebungen begonnen wurde. Gleichzeitig mit der Flächenabnahme ist das Meereis auch nicht mehr so dick wie in früheren Jahren. Folglich wird es in den kommenden Monaten deutlich schneller wegtauen. Die helle Eisoberfläche reflektiert Strahlungsenergie zurück in den Weltraum. Fehlt das Eis nimmt das dunklere offene Meer länger und mehr Energie vom Sonnenlicht auf und wird wärmer. So kommt ein selbstverstärkender Prozeß in Gang.

This is a conceptual animation showing how polar ice reflects light from the sun. As this ice begins to melt, less sunlight gets reflected into space. It is instead absorbed into the oceans and land, raising the overall temperature, and fueling further melting. (Credit: NASA/Goddard Space Flight Center Conceptual Image Lab)
(Quelle: https://svs.gsfc.nasa.gov/vis/a020000/a020100/a020116/a010160_icealbedoGalt_720p.mp4)

Die Fläche des die Sommermonate überdauernden Meereises zeigt einen deutlich abnehmenden Trend, der so noch verstärkt werden könnte. Ob es auch ein weiterer Negativrekord-Sommer wird, das wird maßgeblich vom Wetter in der Arktis abhängen. Bewölkung bzw. Sonneneinstrahlung, Windrichtung und –stärke sind wichtige Faktoren.
Die folgende Animation zeigt die Entwicklung seit 1979.

An animation of the annual Arctic sea ice minimum with a graph overlay showing the area of the minimum sea ice in millions of square kilometers. Credit: NASA/Goddard Space Flight Center Scientific Visualization Studio; The Blue Marble data is courtesy of Reto Stockli (NASA/GSFC))
(Quelle: https://svs.gsfc.nasa.gov/vis/a000000/a004400/a004435/seaIceWgraph_HD_1080p30.mp4)

Außerdem könnte es infolge von in der Arktis aufsteigender wärmerer Luft in den Sommermonaten stellenweise zu einer Ablenkung des polaren Jetstreams weiter nach Süden kommen, was sich auf das Wettergeschehen in den gemäßigten Breiten auswirkt. Ein Wissenschaftler der NASA faßte das in der Bemerkung zusammen: „Was in der Arktis passiert, bleibt nicht in der Arktis.“

Quellen:  https://svs.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/details.cgi?aid=4440
https://svs.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/details.cgi?aid=20116
https://svs.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/details.cgi?aid=4435
https://svs.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/details.cgi?aid=4438&button=recent
https://svs.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/details.cgi?aid=4441&button=recent

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