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Verleihung des Fritz-Bauer-Preises 2023

Am 14. Oktober 2023 ist den Klimaklägern, die mit ihren Verfassungsbeschwerden vor dem Bundesverfassungsgericht erfolgreich waren, von der Humanistischen Union der Fritz-Bauer-Preis verliehen worden. Fritz Bauer war langjähriger Generalstaatsanwalt von Hessen und sozial engagierter Jurist. Und er war Mitbegründer der Humanistischen Union, die in Erinnerung an Fritz Bauer und als Ehrung für sein Wirken den Fritz-Bauer-Preis gestiftet hat.
Der Preis wird an Menschen verliehen, die „unbequem und unerschrocken der Gerechtigkeit und Menschlichkeit Geltung verschaffen“.

Ich bin einer der Preisträger. Zur Verleihung habe ich diese kleine Rede gehalten:

Ich freue mich sehr über den Fritz-Bauer-Preis. Ich danke den Mitgliedern und dem Vorstand der Humanistischen Union ganz herzlich für diese Auszeichnung!
„Unbequem und unerschrocken der Gerechtigkeit und Menschlichkeit Geltung verschaffen“, so steht es in der Begründung. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dafür einmal einen Preis bekomme. Die Nachricht darüber war auch erschreckend. Weil sie etwas über den Zustand der Welt sagt. Menschenrechte sollten doch genauso unumstößlich sein wie die grundlegendsten Naturgesetze.

Man sollte meinen, die Menschheit müsste eine natürliche Tendenz haben, sich immer weiter in Richtung globaler Achtung der Menschenrechte, Gerechtigkeit und ausgleichender Fairness zu entwickeln. Den Naturgesetzen nach würde das allen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Aber die Realität sieht anders aus.

Menschen verlieren aufgrund des Handelns anderer Menschen ihre Lebensgrundlage, ihren Lebensraum, sogar das Leben selbst. Auch in der EU und auch innerhalb Deutschlands dreht es sich längst nicht darum, allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Im Gegenteil, die Unterschiede werden dramatisch vergrößert.

Wie kann das sein? Was ist los mit dieser Gesellschaft, mit dieser Politik?

Mit der Vernichtung von Lebensgrundlagen und der Missachtung von Menschenrechten kann man schnell reich werden. Weil es ein Prinzip der Ungleichheit ist. Genau das Gegenteil vom grundlegenden Wirkprinzip der natürlichen Ordnung. Menschengemachte Ordnungen, die von der natürlichen Ordnung abweichen, können nicht nachhaltig sein.

Sich gegen die aus politischem und wirtschaftlichem Handeln resultierenden Menschenrechtsverletzungen zu wehren, mit hohem Engagement zu wehren, ist mit hohem Armutsrisiko verbunden. Ich darf das so sagen, ich spreche aus Erfahrung.

Ich habe jahrelang gekämpft. Ich habe versucht, ein Leben im Ausgleich mit meiner Mitwelt zu leben. Verändert hat sich kaum etwas.

Doch – ich bin wohnungslos geworden, und Ende Oktober 2023 werde ich voraussichtlich obdachlos.
Unbequem und unerschrocken wird es weitergehen.

In Deutschland werden tagtäglich Menschenrechte verletzt. Die Zeit reicht hier nicht, eine Auswahl aufzuzählen. (Die finden Sie auf meiner Webseite.) In so einem Land kann man auf Dauer nicht leben. In einem Land, in dem immer wieder neu – inzwischen unverhohlen – die Verfassung gebrochen wird, gehen Menschlichkeit und Frieden verloren. In so einem Land will ich nicht leben.

Darum bitte ich jetzt um Asyl.
Ich richte meine Bitte um Asyl an Menschen, die es noch verstehen MIT der Natur zu leben. Das werden bevorzugt Menschen selbstverwalteter indigener Gemeinschaften sein. Ich habe selbst weit zurückliegende indigene Wurzeln in Nordamerika.
Sie sollen wissen, ich komme nicht mit materiellem Reichtum. Mir waren und sind Menschen und die Natur, in der wir leben und ohne die wir nicht überleben können, wichtiger als privat angehäuftes Geld.
Wenn mir Asyl angeboten wird und ich in einer Gesellschaft willkommen bin und mit meiner Arbeit ein auskömmliches teilhabendes Leben haben kann, bin ich glücklich.
Das ist in Deutschland, wo ich jetzt noch lebe, nicht so.

Außerdem appelliere ich an die Menschen in Deutschland und die von deutschen Missständen betroffenen Menschen in anderen Ländern: Duldet KEINE Menschenrechtsverletzungen, keine Missstände, keinen Schaden, den ihr durch deutsche Politik oder deutsches Wirtschaftsverhalten erleidet. KLAGT! Bringt jeden einzelnen Fall zur Klage. Am besten so zahlreich, dass die Richterinnen und Richter selbst die Legislative und Exekutive auffordern, die zahlreichen Missstände endlich zu beenden!

 

Eine ausführliche Version ist hier veröffentlicht.

 

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