Wem CCS tatsächlich nutzen wird
Robert Habeck hat am 26. Februar 2024 die Entscheidung vorgestellt, dass zukünftig CO2 unter der Nordsee verpresst werden soll. Es solle ein Weg sein, der Klimaerhitzung zu begegnen.
Das folgt einem längst als untauglich bekannten Muster. Entscheidungen werden nicht nach wissenschaftlichen Erkenntnissen getroffen, sondern orientieren sich daran, womit das meiste Geld umgesetzt werden kann.
Carbon Capture and Storage (CCS) ist technisch aufwendig, logistisch anspruchsvoll, vor allem energiehungrig und damit teuer. Es ist ein zusätzlicher Energiebedarf, der regenerativ erzeugt auf lange Zeit noch gar nicht gedeckt werden kann. Dazu reichen die Zubauraten nicht aus. Also wird fossil erzeugte Energie zum Einsatz kommen. Die Entscheidung für CCS wird damit zur Subventionierungsentscheidung für die Fossilwirtschaft.
Teuer heißt – politisch übersetzt – Wirtschaftswachstum. Das war seit den 1980er Jahren auch ein Beweggrund für die Entscheidungen, die Kohlenutzung massiv auszubauen. Dieser Weg wurde beschlossen, nachdem Bundestag und Bundesregierung es schriftlich auf dem Tisch hatten, dass Kohlenutzung in eine Klimakatastrophe führen wird.
Es stimmt, lebensfreundliche Lebensbedingungen wiederherzustellen, bedeutet inzwischen auch, Treibhausgase sowohl am Ort der Entstehung abzuscheiden als auch aus der Atmosphäre wieder zu entnehmen. Grund dafür ist, dass die seit Jahrzehnten vielfach angemahnten Transformationen zur Emissionsvermeidung in Strom- und Wärmeversorgung, Mobilität, Landwirtschaft und allen anderen Lebensbereichen so lange verschleppt wurden.
Robert Habecks Darstellung, CCS sei sicher, ist nicht wahr. Das Experiment der CO2-Verpressung in die Erdkruste ist der nächste Großversuch mit dem Planeten Erde, der die einzige uns bekannte Lebensheimat ist. Wie naiv, zu glauben, dieser Eingriff in das System Erde sei problemlos machbar. Wird der Risikofall zur Realität, wird z.B. die marine Nahrungskette umfassend gestört, das Artensterben beschleunigt. Wenn die Rechnung mit der CO2-Speicherung nicht aufgeht, geht auch dieser Booster der Regierung in die Hose. Die Ampel weist den Weg dahin. Weil sie handwerklich versagt. CCS ohne gleichzeitige Festschreibung des schnellsten maximal möglichen Ausstiegs aus der Nutzung von fossilen Energieträgern führt geradewegs noch tiefer in die Katastrophe.
Schon als Habeck die Entscheidung für CCS vorgestellt hat, hieß es, dass die Emissionen von Gaskraftwerken ja auch auf diesem Weg gebunden werden könnten.
Damit ist eine schlimme Befürchtung von Wissenschaftlern bereits bei der Vorstellung der CCS-Pläne wahr geworden. Die Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen, der einzig sichere Weg, die Klimakatastrophe abzuschwächen, wird unterwandert, bevor CCS überhaupt einsatzbereit wird.
Dazu passt das Vorhaben der Bundesregierung, das Klimaschutzgesetz zu schwächen. Dazu passen einige Teile der Wasserstoff-Pläne der Bundesregierung, für die ebenfalls auf fossile Energie zurückgegriffen werden wird, weil die regenerative Energieerzeugung auch hierfür nicht reicht. Dazu passt die Strategie der Bundesregierung, den Gaskraftwerksbestand auszubauen. Die aufgebaute LNG-Überkapazität ist plötzlich kein Versehen oder keine schlechte Planung mehr. Diese Entscheidungen machen den Eindruck, die Regierung folgt einem unausgesprochenen Plan, die Nutzung fossiler Energieträger, insbesondere Gas, mit neuen Anwendungsfeldern fortzusetzen. Und damit erneut das Geld der Bürger*innen in die Kassen der Fossilwirtschaft zu spülen. Erweitert um den Preis steigender klimabedingter Todeszahlen. Aber diese Zahlen haben bei den Entscheidungen der Allianz aus Fossilwirtschaft und Politik noch nie eine Rolle gespielt.
© Andreas Sanders
Schlagworte: Energie, Fossilwirtschaft, Klimakrise, System Erde